Neuroendokrine Tumore: Symptome, Diagnose, Therapien

Overhead: Seltene neuroendokrine Tumore

Gastrinom

Ein Gastrinom ist ein seltener neuroendokriner Tumor (NET), der meist im Pankreas, also der Bauchspeicheldrüse entsteht.

Als Hormon spielt Gastrin eine wichtige Rolle bei der Verdauung. Bei einem funktionell aktiven Gastrinom wird jedoch zu viel Gastrin produziert, der Hormonhaushalt gerät aus dem Gleichgewicht. Den entstehenden Symptomkomplex nennen Fachärzte und Fachärztinnen das Zollinger-Ellison-Syndrom.

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Illustration von Frau mit Bauchschmerzen symbolisiert Gastrinom

Gastrinom – Was ist das?

Gastrinome sind NET, die zu 80 Prozent im Pankreas entstehen. Selten können sich Gastrinome auch im Zwölffingerdarm (Duodenum), dem ersten Teil des Dünndarms entwickeln. Etwa ein bis fünf von einer Million Menschen erkranken jährlich an dem Tumor. Ein Gastrinom entsteht aus Zellen, die normalerweise Gastrin produzieren. Im Gegensatz zu normalen Zellen reagieren die Tumorzellen nicht auf die üblichen Regulationsmechanismen des Körpers. Das vom Tumor unkontrolliert produzierte Gastrin gelangt in den Blutkreislauf, was zu stark erhöhten Gastrinspiegeln führt und weitere Symptome zur Folge hat. Etwa 60 Prozent der Gastrinome sind funktionell aktiv und können somit das Hormon Gastrin produzieren und freisetzen.

Einordnung und Definition: Gastrinom

Gastrinome sind ein neuroendokriner Tumor im Pankreas und im Zwölffingerdarm. Sie werden in funktionell aktiv und funktionell inaktiv unterteilt. Betroffene, die an funktionell aktiven Gastrinomen leiden, erfahren einen vielseitigen Symptomkomplex, auch als Zollinger-Ellison-Syndrom bekannt. Funktionell inaktive Gastrinome produzieren Gastrin nur im normalen, physiologischen Ausmaß der ursprünglichen Zellen, ohne dass es zu einer gesteigerten Hormonproduktion kommt. Die Diagnose erfolgt oft zufällig oder bei der Suche nach anderen Tumoren. Jetzt mehr über die verschiedenen Arten von NET erfahren!

Gastrinom-Symptome

Die Gastrinom-Symptome können über Jahre hinweg langsam zunehmen, bevor die richtige Diagnose gestellt wird. Das häufigste Symptom sind Geschwüre im Magen und im Dünndarm, wodurch starke Schmerzen im Oberbauch auftreten können. Zudem können sie zu Blutungen führen, was sich meist durch schwarzen, teerartigen Stuhl und Erbrechen von Blut zeigt. Mehr als 75 Prozent der Patient:innen leiden zudem unter wiederkehrenden oder anhaltenden Bauchschmerzen. Miteinhergehen oftmals wässriger Durchfall (Diarrhö) und Sodbrennen. Durch diese anhaltenden Beschwerden kann es zu Appetitlosigkeit und weitergehend zu Gewichtsverlust kommen. Blutungen im Magen-Darm-Trakt führen manchmal zu einer Blutarmut, die sich durch Müdigkeit und Schwäche bemerkbar macht.

Sie haben Gastrinom-Symptome?

Bei neuroendokrinen Tumoren ist schnelles Handeln wichtig. Wenn Sie Gastrinom-
Symptome bei sich feststellen, suchen Sie einen Facharzt oder eine Fachärztin auf, um eine eindeutige Diagnose und weiterführende Behandlungsmöglichkeiten in Erfahrung zu bringen.

Diagnose eines Gastrinoms

Der erste Verdacht auf ein Gastrinom entsteht oft, wenn Patientinnen und Patienten über wiederkehrende Geschwüre im Magen- und Darmbereich klagen, die auf übliche Behandlungen nicht ansprechen. Weitere Hinweise sind oftmals Diarrhö oder anhaltendes Sodbrennen. Um eine eindeutige Diagnose stellen zu können, werden zunächst Blutuntersuchungen angeordnet, dabei ist der wichtigste Test die Messung des Serum-Gastrinspiegels. Dies ist der zuverlässigste Indikator für ein Gastrinom. Weiter werden bildgebende Verfahren zur Lokalisierung des Tumors genutzt:
  • Ein NET CT (Computertomographie) ist ein häufiger Ansatz zur Diagnosestellung
  • Szintigrafie
  • PET (Positronen-Emissions-Tomografie)
  • Endoskopischer Ultraschall
  • Arteriografie
Da Gastrinome in der Regel sehr klein und daher auch mit bildgebenden Verfahren schwierig zu lokalisieren sind, können teilweise einige Jahre zwischen dem ersten Auftreten der Symptome und der endgültigen Diagnose vergehen. Die endgültige Diagnose wird oft durch die Kombination aus erhöhten Gastrinwerten, typischen klinischen Symptomen und dem Nachweis eines Tumors in der Bildgebung gestellt. Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, da bei Diagnosestellung bereits bis zu zwei Drittel der Gastrinome metastasiert sind.

Gastrinom: Therapiemöglichkeiten nach der Diagnose

Es gibt verschiedene Therapieansätze zur Bekämpfung eines Gastrinoms:

  1. Medikamentöse Behandlung mit Somatostatin-Analoga

Somatostatin-Analoga verhindern das Andocken von Somatostatin an die entsprechenden Rezeptoren. So kann ein Hormonüberschuss und somit die Magensäureproduktion kontrolliert werden. Sie sind die Hauptstütze der Behandlung und können die Symptome bei den meisten Patienten und Patientinnen gut kontrollieren.

  1. Entfernung des Tumors

Wenn möglich, wird der Tumor operativ entfernt. Dabei ist die Tumorgröße und -lokalisation von entscheidender Bedeutung. Wird der Tumor aus dem Darm oder der Bauchspeicheldrüse entfernt, muss in manchen Fällen auch ein größerer Teil der Bauchspeicheldrüse herausgenommen werden. Bei etwa 20 Prozent der Patient:innen kann eine Operation bei einem neuroendokrinen Tumor zur Heilung führen.

  1. Behandlung von Metastasen

Wenn sich der Tumor ausgebreitet hat, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Man kann etwa die Metastasen in der Leber entfernen oder sie mit Hitze oder mit dem Verschluss von Blutgefäßen behandeln. Auch eine Chemotherapie bei einem neuroendokrinen Tumor ist möglich.

In den meisten Fällen können verschiedene Therapieansätze miteinander kombiniert werden, wie etwa eine Operation und eine medikamentöse Therapie. Somatostatin-Analoga können sowohl vor als auch nach einer Operation eingesetzt werden, um Symptome zu kontrollieren und das Tumorwachstum zu hemmen. Die verschiedenen Therapiemöglichkeiten nach der Diagnose eines Gastrinoms sind immer individuell auf den Patienten oder die Patientin angepasst. Jetzt mehr über einen neuroendokrinen Tumor in der Therapie erfahren!

Leben mit dem neuroendokrinen Tumor Gastrinom

Für viele ist die Diagnose neuroendokriner Tumor ein Schock. Wenn Sie erfahren möchten, wie Sie trotz Diagnose möglichst unbeschwert leben können, dann informieren Sie sich und lesen weiter.

Diagnostik

Insbesondere bei der Diagnose von neuroendokrinen Tumoren sind Labortests ein wichtiger Bestandteil. Erfahren Sie mehr über die Bedeutung dieser Tests und wie sie eingesetzt werden. Jetzt informieren!

Nachsorge

Die Nachsorge von neuroendokrinen Tumoren ist ein wichtiges Thema. Dazu gehört etwa, dass man einen erneuten Tumor frühzeitig erkennt. Jetzt mehr dazu erfahren!

Ernährung

Neuroendokrine Tumore beeinflussen den Hormonhaushalt. Eine ausgewogene Ernährung kann dabei helfen, die Symptome zu bewältigen. Informieren Sie sich jetzt!

Gastrinom | DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Gastrinom

Gastrinome| MSD Manual Ausgabe für Patienten. https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/verdauungsst%C3%B6rungen/tumoren-im-verdauungssystem/gastrinome

Gastrinom | MSD Manual Profi-Ausgabe. https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/gastrointestinale-erkrankungen/tumoren-des-gastrointestinaltrakts/gastrinom

Gastrinom | Medizinische Klinik und Poliklinik IV. (o. D.). https://www.lmu-klinikum.de/med4/patientenportal/endokrinologie-diab-stoffwechsel/gastrinom/6bf0552e72eb753b

Gastrin | DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Gastrin

Neuroendokrine Tumore des Pankreas | Universitätsklinikum Giessen und Marburg. (o. D.) https://www.ukgm.de/ugm_2/deu/umr_ach/12219.html

Somatostatin-Analogon | DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Somatostatin-Analogon

FAQ zum Gastrinom

Ein Gastrinom ist ein seltener neuroendokriner Tumor, der übermäßig viel des Hormons Gastrin produziert. Er entsteht meist in der Bauchspeicheldrüse oder im Zwölffingerdarm.

Die Hauptsymptome bei einem Gastrinom sind Magen- und Darmgeschwüre, wiederkehrende Bauchschmerzen, chronische Durchfälle und Sodbrennen.

Gastrinome sind zu 60 Prozent bösartig, also funktionell aktiv. Gutartige Gastrinome werden als funktionell inaktiv bezeichnet.

Das Zollinger-Ellison-Syndrom beschreibt den Symptomkomplex, der durch ein funktionell aktives (bösartiges) Gastrinom entsteht.

Die Diagnose eines Gastrinoms erfolgt meist durch die Messung des Gastrinspiegels im Blut, bildgebenden Verfahren wie eine Computertomographie (CT) oder Endoskopie.

Die Behandlung eines Gastrinoms umfasst Medikamente zur Reduzierung der Magensäure, etwa Somatostatin-Analoga. Sie verhindern das Andocken von Somatostatin an die entsprechenden Rezeptoren. Weitergehend wird, wenn möglich, die chirurgische Entfernung des Tumors in Betracht gezogen. In fortgeschrittenen Fällen wird zur Behandlung meist eine Chemotherapie genutzt.

Gastrinome sind sehr selten. Die Inzidenz liegt bei etwa einem bis fünf Fällen pro eine Million Menschen pro Jahr.

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